Seit dem Frühjahr 2020 und den Beginn der Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie wurde die Möglichkeit, Präsenzkurse durchzuführen, abrupt eingestellt. Um den Kontakt zur Zielgruppe aufrecht zu erhalten und arbeitslose Menschen weiterhin in ihrer Gesundheit zu stärken, wurden als erste Reaktion die Kursformate in ausschließlich digitaler Form umgesetzt – mit größerer Reichweite, aber auch größeren Zugangshürden. Dabei zeigte sich, dass es wichtig ist, dennoch Angebote zu den Themen der Gesundheitsförderung für die Zielgruppe zu machen, auch wenn die Qualität der Kontakte durch das digitale Format stark leidet.
Im Projekt und an den Standorten wurde weiterhin viel Engagement aufgewendet, um bei möglichen Öffnungsschritten schnell wieder Präsenz-Formate anbieten zu können. Auf die positive Erfahrung des größeren Aktionsradius´ aus den digitalen Angeboten sollte dennoch nicht verzichtet werden. Die angestrebte nachhaltige Förderung beinhaltet Angebotsformate in kleinen Gruppen und einer vertrauensvollen Atmosphäre, so dass passende weiterführende Angebote in der Kommune kennengelernt und eine Vorstellung für die nächsten persönlichen Schritte entwickelt werden können.
Die Planungen wurden bereits im Herbst und Winter 2020/21 wieder aufgenommen, so dass einige Angebote direkt im Frühsommer 2021 starten konnten. Gesundheitsförderung für arbeitslose Menschen in Kursformaten bedürfen einer aufwendigen Planung, da eine Vielzahl von Akteuren beteiligt sind: Jobcenter, Arbeitsagenturen, die Steuerungskreise, Träger der Familien- und Stadtteilzentren sowie Kursleitende.
Jede Zielgruppe und jeder Standort haben Besonderheiten, die sorgfältig einbezogen werden.
Vor diesem Hintergrund ist es umso erfreulicher, dass an vielen der Berliner Standorte bereits wieder Angebote gestartet sind bzw. in den nächsten Wochen starten werden. Hier ein kleiner Überblick:
- GET UP! - im Familienzentrum Hermine in Spandau wird seit Juni wöchentlich an einem Nachmittag ein Eltern-Kind-Bewegungsangebot mit gemeinsamer Bewegungserfahrung, Spielen und Förderung der Motorik und Sensorik durchgeführt. Dabei stehen Spaß und Gruppenerleben ebenso wie Erfahrung von vielfältigen Bewegungsformen im Mittelpunkt.
- Wege zum Wohlbefinden – in Lichtenberg wird an zwei Vormittagen in der Woche aktive Stressbewältigung und Förderung des körperlichen und psychischen Wohlbefindens angeboten, mit einem Wechsel von theoretischen und praktischen Inhalten sowie Workshopangeboten zu Ernährung, Bewegung und Sucht. Der Kurs hatte digital im März begonnen und wird seit Juni in Präsenz durchgeführt.
- Empowerment für Alleinerziehende / Sport- und Bewegungsangebot für Alleinerziehende – die beiden Angebote finden ab September wöchentlich statt. Ersteres in einem Jugend- und Familienzentrum in Steglitz und zweiteres in einem Gemeindezentrum in Lichterfelde. Rund um das Thema Familiengesundheit steht der Austausch in der Gruppe im Mittelpunkt, wobei Schwerpunkte partizipativ entwickelt werden. Für Kinder gibt es ein paralleles Bewegungsangebot.
- Umgang mit Stress und belastenden Lebenssituationen – das wöchentliche Angebot findet ab Oktober erneut in einem Tageszentrum in Steglitz statt. Mit Information, Austausch und Übungen in Kleingruppen geht es darum, einen persönlichen Weg für den Umgang mit stressigen Situationen im Alltag zu entdecken.
- Stressmanagement für Familien – in Neukölln finden für Kundinnen und Kunden der Agentur für Arbeit Süd ab Oktober zweimal wöchentlich Kurse zum familiären Stressmanagement statt. Dabei findet bedarfsorientiert in einem Präsens- oder wahlweise Online-Kurs in kleinen Elternrunden eine individuelle Stressanalyse statt, um darauf ein individuelles Stressmanagement aufzubauen – für die Teilnehmenden, ihre Kinder, und für mehr Gelassenheit im Familienalltag.
- Was ist denn Gesundheit? – in Berlin-Mitte werden ab November einmal wöchentlich vormittags abwechselnd theoretisch und praktisch Themen der Gesundheitsförderung und der Steigerung des Wohlbefindens behandelt. In den Theoriestunden wird zu Themen wie Regeneration, eigene Bedürfnisse, Ernährung sowie Bewegung gesprochen und geübt. An den Praxistagen werden Angebote im Umfeld besucht und ausprobiert. Das Angebot ist stark partizipativ ausgerichtet.
Die Vielfältigkeit der Angebote zeigt auch das Bedürfnis nach dem Aufgreifen von komplexen und vielschichtigen Themen in den Kursen. Die Berücksichtigung der Lebenssituation von arbeitslosen Menschen im Rahmen der Gesundheitsförderung ist genauso wichtig wie wohnortnahe und niedrigschwellige Angebote in einem vertrauensvollen Umfeld, das einlädt, sich mit anderen Menschen auszutauschen und zu verbinden.
Um auch weiterhin attraktive und wohnortnahe Angebote machen zu können, sucht das Projekt immer Einrichtungen und Träger sowie Anbietende, die Interesse haben, Formate an den Standorten umzusetzen. Bei Interesse melden Sie sich und geben diese Informationen gerne weiter.
Mehr Informationen zum Projekt erhalten Sie auch auf der Website.
Ansprechperson: Cornelia Reichert (reichert[at]gesundheitbb.de)
Sylvia Wellhausen, Projekt Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt