Passgenaue Angebote für Erwerbslose
Jobcenter bzw. Agenturen für Arbeit bringen ihren Zugang zu erwerbslosen Menschen in die Kooperation ein: Sie qualifizieren z. B. ihre Fachkräfte darin, gesundheitsorientierte Beratungsgespräche durchzuführen. Diese sensibilisieren im Kontext von Beratungs- und Vermittlungsgesprächen erwerbslose Menschen für das Thema Gesundheit und leiten zu passenden gesundheitsfördernden Angeboten weiter. Die Angebote selbst finden in wohnortnahen Einrichtungen statt, z. B. in Stadtteil- und Familienzentren oder psychosozialen Tagesstätten. So wurden in Berlin bereits Bewegungsangebote für erwerbslose Eltern und deren Kinder oder auf sechs Monate angelegte Stressmanagement-Kurse für psychisch belastete Arbeitslose umgesetzt. Das Feedback einer Teilnehmenden, das Entspannungsangebot sei der einzige Termin der Woche, zu dem sie aus dem Haus gehe, zeigt den Erfolg des Projektes beim Erschließen von Zielgruppen, die sonst weder von gesundheitsförderlichen noch von sonstigen sozialen Angeboten erreicht werden.
In verschiedenen Bezirken wurden zudem öffentlich beworbene Gesundheitstage organisiert, bei denen mehrere hundert Erwerbslose gesundheitsförderliche Mitmach-Angebote testen und sich über Beratungsstellen und die Angebotslandschaft im Bezirk informieren konnten.
Projektstrukturen in Berlin
Standorte in Berlin sind die Bezirke Lichtenberg, Spandau und Steglitz-Zehlendorf, seit einigen Monaten auch Mitte und Neukölln. Seit Anfang 2020 sind zusätzlich die Agenturen für Arbeit Berlin-Nord und Berlin-Süd neu an Bord. Zentrales Gremium an den Standorten ist jeweils der Steuerungskreis, in dem die kommunale Strategie geplant, Zielgruppen festgelegt sowie Angebote entwickelt und ausgewertet werden. Diese Angebote werden kooperativ geplant, damit sie in die Landschaft der kommunalen Gesundheitsförderung passen und z. B. mit Präventionsketten Hand in Hand gehen. Bei der Angebotsentwicklung werden erhobene Bedarfe einbezogen. Mitglieder im Steuerungskreis sind daher neben dem Jobcenter/Agentur für Arbeit in der Regel die Organisationseinheit Qualitätsentwicklung, Planung und Koordination des öffentlichen Gesundheitsdienstes (QPK) sowie ggf. weitere kommunale Partner/innen wie Stadtteilzentren.
Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. (GBB) wurde von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen mit der Federführung für diese Standorte beauftragt. Die Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung begleitet die Standorte bei der Planung und Umsetzung der Maßnahmen und unterstützt die Verzahnung mit Strukturen vor Ort. Die gesundheitsförderlichen Angebote vor Ort werden mit Mitteln der Krankenkassen finanziert, welche GBB den Standorten im Rahmen einer Zuwen-dung durch die BZgA zur Verfügung stellt.
Kommunale Netzwerke und Projekt-Perspektiven:
Über das Umsetzen einzelner Angebote hinaus geht es im Modellprojekt darum, Zugänge zu in der Kommune bereits vorhandenen gesundheitsfördernden Einrich-tungen in den Blick zu nehmen. Beispielsweise kann der Zugang zu Angeboten erleichtert werden, wenn eine Lotsin bzw. ein Lotse „an die Hand nimmt“ und als „Türöffner“ zur kommunalen Angebotsstruktur fungiert.
Im Sinne von verhältnisbezogenen Ansätzen in der Gesundheitsförderung und Prävention geht es auch um den Strukturaufbau: Beispielsweise, indem sich solide Netzwerke an den Standorten etablieren, die Akteure und Akteurinnen aus der Arbeits- und Gesundheitsförderung zusammenbringen. Aber auch die Strukturen in den Jobcentern sollen gesundheitsförderlicher ausgestaltet werden. Hier macht sich wieder die enge Anbindung an die QPKen bezahlt, die mitunter im Rahmen des Modellprojektes in die Teams etwa des Jobcenter-Fallmanagements gehen und dort über Beratungs- und Unterstützungsangebote des Bezirkes informieren.
Noch ist nicht alles Gold was glänzt. Mit dem Modellprojekt werden jedoch beispielhafte Vorhaben ausprobiert und somit wichtige Impulse gesetzt, um die systematische Verknüpfung von arbeits- und gesundheitsförderlichen Strukturen weiter zu befördern.