Fachforum 6: Bewegung für ein gesundes Aufwachsen – auch in Pandemiezeiten!
Input: Rebecca Zeljar (vdek, LGK-AG Gesund aufwachsen), Johanna Suwelack (Sportjugend Berlin), Günter Müller und Stephanie Panzig (gesufit e.V.), Tanja Götz-Arsenijevic (Bezirksamt Spandau von Berlin)
Moderation: Steffen Sambill (Sportjugend Berlin)
Die Pandemie hat aufgezeigt, wie wichtig Bewegung und Sport als wesentliche Bausteine für gesundes Aufwachsen sind. Aufgrund der pandemischen Lage kam es in den vergangenen zwei Jahren zu Einschränkungen des (sozialen) Lebens. Soziale Isolation hat einen starken negativen Einfluss auf den physischen und psychischen Zustand der Kinder und Jugendlichen gehabt. Daraus kristallisiert sich die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, diesen Trend umzukehren.
Kinder und Jugendliche aus prekären Verhältnissen sind von den Auswirkungen stärker betroffen. Die Settings Kita und Schule eignen sich daher besonders für Bildungs- und Freizeitangebote, um alle Kinder und Jugendlichen zu erreichen und Bewegungsmangel und Lernrückstände zu überwinden. Für solche Programme sind ein bewegungsförderlicher Sozialraum sowie Angebote der Bewegungsförderung im Setting notwendig.
In Berlin wurden während der Pandemie einige Programme umgesetzt, die als Best-Practice-Beispiele vorgestellt werden. Sportjugend Berlin startete im März 2020 mit der digitalen Durchführung von „Schule und Sportverein/-verband“ und nach der Wiedereröffnung der Schulen die „Bewegte Pause“. In den Ferien wurden Schwimm-Intensivkurse angeboten, um das zuvor ausgefallene Schulschwimmen auszugleichen.
Armut beeinflusst die Teilhabe am Sport. Durch das Bildungs- und Teilhabepaket soll der Zugang vereinfacht werden. Doch bisher erfolgt die Nutzung nur von 7 Prozent der anspruchsberechtigten Familien, weshalb eine Entbürokratisierung des Pakets und eine Kampagne in Planung sind.
Gesufit Berlin e.V. betreibt ein Angebot zum Fahrradfahren an Berliner Grundschulen. Das Programm wird für die 1. bis 6. Klasse angeboten und im Rahmen eines Pilotprojekts inzwischen auf sieben Bezirke ausgeweitet. Mittlerweile stellt es einen festen Bestandteil des Stundenplans dar. Das Angebot stärkt physische und psychische Stabilität, fördert Verkehrssicherheit und vermittelt Wissen zu neuer Mobilität und Klimawandel. Für den weiteren Ausbau des Programms ist ein fester Jahresetat im Landeshaushalt wünschenswert.
Das Bezirksamt Spandau stellt sich mit „Spandau bewegt sich“ den wichtigen Fragen, wen oder was es braucht, um Kinder und Jugendliche im Kiez in Bewegung zu bringen. Die Bewegungsförderung ist ein wesentliches Element des bezirkspolitischen Ziels „Gesund aufwachsen in Spandau“. Zur Umsetzung in den jeweiligen Sozialräumen wurden Bewegungskoordinatior*innen installiert, die mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort Maßnahmenpakete erstellen. Gerade in sozial benachteiligten Regionen benötigen Institutionen und Fachkräfte Unterstützung bei der Implementierung und Umsetzung. Die „Spandauer Bewegungscoaches“ tragen in vier Bezirksregionen dazu bei. Allerdings reicht Ehrenamt allein nicht aus, es braucht ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen und nachhaltige politische Unterstützung.